Gesellschaft

Hey wanna fuck?

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Für ein Ende der Toleranzfolklore

Wir müssen den mittelalterlich-islamischen Unterdrückungsparolen unsere Werte wieder entgegensetzen. Wer Frauen herabwürdigt, unterdrückt oder tätlich angreift, hat in unserem Land nichts verloren.

von Christine Eichel

Ja, auch mir ist es vor kurzem passiert. Im überfüllten Zug von Berlin nach Görlitz rempelten mich zwei dunkelhäutige Männer grinsend an: „Hey, wanna fuck?“ Derartige Anzüglichkeiten könnte man für eine harmlose Form sexueller Belästigung halten, falls man sie mit Handgreiflichkeiten bis hin zu Vergewaltigung vergleicht. Und doch reicht die Tragweite solch respektloser Bemerkungen weit über gänzlich unkavalierhafte Kavaliersdelikte hinaus. Nicht nur manifeste Gewalt, auch die Herabwürdigung durch Worte und Blicke erzeugt ein gesellschaftliches Klima, in dem Frauen sich zunehmend angegriffen fühlen.

Fakt ist: Frauenverachtende Grenzüberschreitungen sind nicht auf Asylbewerber und Migranten beschränkt. Dennoch häufen sich Übergriffe mit Migrationshintergrund – so wurden im Februar zwei junge Mädchen in Kiel von 30 Männern südländischen Aussehens bedrängt. Vielleicht wird aber auch nur seit einigen Monaten das ohrenbetäubende Schweigen gebrochen. Man habe keine Fremdenfeindlichkeit schüren wollen, hieß es hinterher aufseiten von Politik und Polizei. Wie aber steht es um das Thema Frauenfeindlichkeit?

Die Gleichberechtigung von Mann und Frau, das sollten wir nicht vergessen, ist in Deutschland noch eine relativ junge, daher fragile und schutzbedürftige Errungenschaft. Bis 1962 durften Frauen ohne Zustimmung des Ehemanns kein eigenes Bankkonto eröffnen, bis 1977 nicht ohne seine Erlaubnis arbeiten. Und erst 1997 wurde der Tatbestand der Vergewaltigung in der Ehe ins Strafgesetzbuch aufgenommen. Neben solchen rechtlichen Hürden mussten Vorurteile und Klischees über das gleichermaßen dümmliche wie willige Weibchen beiseitegeräumt werden. In der ersten Phase des Feminismus begegnete uns deshalb der Typus maskulin auftretender Emanzen, die bewusst auf weibliche Attribute verzichteten, nach der Logik: Wer sich entblößt, macht sich zum Objekt, Frauen in kurzen Röcken bieten sich als Opfer an.

Unvergessen auch der „Tipp“ der Kölner Oberbürgermeisterin, Frau solle eben eine Armlänge Abstand halten

Diese Phase ist lang vorbei. Heute betrachten wir es als Aspekt persönlicher Freiheit, dass Frauen jederzeit Respekt verdienen, seien sie mit Burka oder Minirock unterwegs. Die Toleranzfolklore verquer geführter Integrationsdebatten legt jedoch Verhaltensänderungen nahe. Neuerdings empfiehlt man Frauen, sich bedeckt zu kleiden und mit gesenktem Kopf an ausländisch wirkenden Männergruppen vorüberzugehen. Unvergessen auch der „Tipp“ der Kölner Oberbürgermeisterin, Frau solle eben eine Armlänge Abstand halten. In der Summe heißt das: Vermumme dich, schaue keinem Mann in die Augen und bewege dich mit Sicherheitsdistanz, sonst sprichst du eine zweifelhafte Einladung aus und trägst selbst die Schuld an Übergriffen.

Abgesehen davon, dass Abstand in einem überfüllten Zug oder einer voll besetzten U-Bahn reichlich unrealistisch ist, kann man den vorauseilenden Kniefall solcher Verhaltenskodizes nur als skandalös bezeichnen. Er steht unserer freiheitlich-demokratischen Auffassung von Menschenwürde diametral entgegen und degradiert die Rede von der Gleichberechtigung zum bloßen Gerede. Frauen sollen wieder demütig und möglichst unsichtbar auftreten? Geht’s noch?

Spätestens seit den Ereignissen der Silvesternacht in Köln und anderswo ist offenbar geworden: Die Hoffnung, frauenfeindliche Prägungen, seien sie religiöser oder kultureller Natur, verflüchtigten sich durch die Einreise nach Deutschland, ist eine Illusion. Sie nährt sich aus zwei gravierenden Missverständnissen. Zum einen, dass Integration lediglich eine Frage des Spracherwerbs und der Teilhabe am Arbeitsmarkt sei, zum anderen, dass unser aufgeklärter westlicher Lebensstil quasi selbsttätige Überzeugungskraft besitze. Fatale Fehleinschätzungen, zu denen sich eine weitere gesellt: eine naive Interpretation von Religionsfreiheit.

Christian Wulff dachte nicht an die Scharia

Deutliche Worte findet Zana Ramadani, ehemals Muslimin und in der Frauenrechtsbewegung Femen aktiv. „Das Frauenbild, das uns in der Silvesternacht entgegenschlug, wird im gesamten islamischen Kulturkreis gelebt“, stellt sie fest. „Denn die Werte sind schuld an den Geschehnissen. Es sind die Werte des Islam.“ Das blenden Politiker gern aus, wenn sie die Legende multikulturellen social schmoozings beschwören. Als Christian Wulff verkündete, der Islam gehöre zu Deutschland, dachte er vermutlich an den netten türkischen Obsthändler von nebenan, nicht an Scharia, Zwangsverheiratung und Ehrenmord. Ist das noch Ignoranz oder schon Fahrlässigkeit? Angesichts der aktuellen Problematik ist es schlicht gefährlich, zumal in den Herkunftsländern vieler Flüchtlinge radikal frauenfeindliche Gruppen aktiv sind. Etwa die Khanssaa-Brigade, die als weibliche Scharia-Aufsicht fungiert. In westlichen Ländern sei ein Dämon wirksam, der die Frau entkleide und „aus dem Paradies des Schamgefühls und der Bedeckung herausreißen“ wolle, so steht es im Manifest „Die Frau im Islamischen Staat“. Darin wird empfohlen, Mädchen bereits im Alter von neun Jahren zu verheiraten, „bevor sie manipuliert werden“.

Keine rechtfreien Räume für Frauen

Wenn wir diesen mittelalterlichen Unterdrückungsparolen nicht unsere eigenen Werte entgegensetzen, werden sich die weiblichen Opfer auch deutscher Täter bald wieder vorwerfen lassen müssen, sie hätten Übergriffe provoziert. Geschlechterrollen sind ein Produkt gelernter und gefühlter Einschätzungen. Der grassierende Defätismus gegenüber atavistischen Rollenklischees erschafft rechtsfreie Räume, in denen Frauen zurück in die Defensive gedrängt werden. Das dürfen wir nicht zulassen. Weit konsequenter als bisher sollten Asylsuchende und Einwanderer darauf hingewiesen werden: Wer Frauen herabwürdigt, unterdrückt oder tätlich angreift, hat in unserem Land nichts verloren.


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